Das Polyomavirus der Vögel wurde erstmals im Jahr 1981 entdeckt und beschrieben. Das Virus ist dafür bekannt, das es bei mehreren Vogelarten akute und chronische Erkrankungen verursacht. Bei den Papageien wird die Krankheit von dem Polyomavirus der Vögel (APV), bei den Gänsen durch das verwandte hämorrhagische Polyomavirus der Gänse, welches das hämorrhagische Nephritis und Enteritis verursacht. Beide Krankheiten sind entzündlich und haben ein gemeinsames Merkmal – die Sterblichkeit bei jungen Vögeln ist sehr hoch. Diese Art der Polyomaviren unterscheidet sich in diesem Sinne von Polyomaviren bei Säugetieren, da die Sterblichkeit viel höher ist als z.B. beim Polyomavirus SV 40 bei Säugetieren. Charakteristische Merkmale der vom APV-Virus verursachten Krankheit sind Hepatitis, Aszites und Hydropericardium. Die Sterblichkeitsrate kann bei dieser Krankheit auch 100% betragen. Junge Vögel, die diese Infektion überleben, entwickeln eine chronische Krankheit, bei der sich als Hauptsymptom eine Anomalie in der Entwicklung von Federn feststellen lässt, oft aber sind klinische Zeichen nicht sichtbar. Vögel ohne klinische Symptome sind die häufigsten Überträger der Krankheit, weil sie körperlich normal aktiv sind und sich normal fortpflanzen.
Das APV-Virus kann alle Arten von Papageienvögel befallen, obwohl bekannt ist, dass am häufigsten die Arten Ara, Aratinga, Eklektuse, Lovebird, Nymphe, Wellensitich und auch viele andere betroffen werden. Das APV betrifft nicht nur Papageienvögel sondern auch einige andere Vogelarten wie Buchfinken, Adler, Geier… Das Virus ist in der ganzen Welt verbreitet. Alle Arten von den bisher gefundenen Viren zeigen eine bemerkenswerte genetische Ähnlichkeit und so gibt es nur einen Genotyp oder Serotyp. Das APV-Virus kann sich unter erwachsenen Vögeln übertragen aber auch von den Eltern auf die Jungvögel. Jungvögel können schon im Ei sterben, können sich aber auch normal ausbrüten und dann im Alter von 10 bis 14 Tagen (bei größeren Vögel sind es 20 bis 56 Tage) sterben. Die häufigste Ursache ist das Versagen von bestimmten Muskeln im Körper. Oft kan der Kropf nicht entleert werden, so dass dort Nahrung stecken bleibt. Mangelernährung und Dehydrierung führen letztlich zum Tod der Jungvögel, obwohl sie einen vollen Kropf haben. Wenn die Jungvögel überleben sind sie oft schlecht befedert. Insbesondere fehlen die Federn am Rücken, am Bauch und die Schwungfedern. die Flügelfedern sind meistens normal entwickelt. Die Befederung in betroffenen Bereichen kann sich nach einigen Mauserungen verbessern.
Symptome
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schlechte Befederung – vor allem fehlen Federn am Rücken, am Bauch und die Schwungfedern.
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verzögerte Entleerung des Kropfes - Jungvögel können mit vollem Kropf im Nest sterben.
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Dehydrierung
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Depression
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Anorexie und Gewichtsverlust
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Blutungen unter der Haut
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Versagen von lebenswichtigen Organen (manche Vögel sind deshalb nicht flugfähig)
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Lähmung
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Die Krankheit ist oft tödlich, deswegen können sich nur einige der genannten Symptome bilden.
Diagnose
Es gibt mehrere Arten von Tests, mit denen diese Krankheit effektiv nachgewiesen werden kann. Die am häufigsten verwendete Methode ist die sogenannte Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Mit dieser Methode können wir anhand einer Blutprobe oder den Federn die Krankheit wirkungsvoll bestimmen. Die PCR-Methode basiert auf einer Vervielfachung und Nachweisung der Virus-DNA in der Probe. Die Methode ist für Vogel und Besitzer sehr freundlich. Für die Diagnose dieser Krankheit werden auch immunologische Tests verwendet, die aber aufgrund der variablen Immunantwort des Vogels möglicherweise ungenau sein können. Wenn der Test positiv ist mussen alle Vögel, die mit dem erkrankten Vogel im Kontakt standen, getestet werden. Der erkrankte Vogel muss sofort in Quarantäne gestellt werden. Nach zwei Monaten empfehlen wir erkrankte Vögel noch mal zu testen.
Behandlung
Bis heute ist noch keine Medizin für die vom APV-Virus verursachten Krankheiten entwickelt worden. Es gibt einen Impfstoff, der Vögel vor der Infektion mit diesem Virus schützen kann. Der Impfstoff ist sehr schwer zugänglich. Geimpft werden vor allem junge Vögel im Alter von 5 Wochen (je nach Größe und Art des Vogels). Weil noch keine Medizin entwickelt ist, ist eine rechtzeitig gestellte Diagnose umso wichtiger. Nur so können wir sicherstellen, dass sich die Krankheit nicht verbreitet.
Übertragung der Krankheit und Vorsorge
Das Virus kann nur unter Vögeln übertragen werden und kann nicht auf andere Tiere oder Menschen überspringen. Am häufigsten überträgt sich das Virus durch direkten Kontakt zweier Vögel, durch das Einatmen von Aerosolen, durch Federstaub, Fäkalien, Sperma, Eiern und Nahrung. Das Virus kann auch durch kontaminierte Behälter für Nahrung und Wasser, Nistkästen, Nistmaterial, Sitzstöcke oder Ausrüstung für Käfige bzw. Vogelhäuser übertragen werden. Es kommt oft vor, dass das Virus von einer infizierten Mutter oder dem Vater, die keine Symptome der Krankheit zeigen, auf die Jungvögel im Nest übertragen wird bzw. sich auf die Eier überträgt bevor das Weibchen die ausbrüht.
Nachdem der kranke Vogel aus dem Raum entfernt wird, bleibt das Virus noch einige Zeit aktiv. Deswegen müssen die Räume, in denen die Kranken Vögel gehalten wurden, ordnungsgemäß gereinigt und desinfiziert werden. Auf dem Markt gibt es ein paar Desinfektionsmittel, die das Virus vernichten.
Wichtig ist, dass sobald bei einem Vogel der Verdacht auf Krankheit besteht, der Vogel isoliert und damit eine weitere Ausbreitung des Virus verhindert wird. Dieser Vogel wird von uns dann auf die Anwesenheit des Virus getestet. Wenn das Ergebnis positiv ausfällt, testen wir noch andere Vögel, die im Kontakt mit dem infizierten Vogel waren. Nur so kann die Krankheit in der ganzen Schar effektiv beseitigt werden. Um zu vermeiden, dass sich die Krankheit ausbreitet, können vorbeugend ein paar Proben von anderen Vögeln aus der Schar untersucht werden, da nur so die weitere Entwicklung und die Ausbreitung der Krankheit schnell und wirksam vermieden werden können.